Einführung in die Welt der Schachkomposition

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Arabische Mansube, ca. 10. Jhdt
Matt in 5 Zügen

1. Th7+ Kg8 2. Sf6+ Kf8 3. e7+! Sxe7 4. Tf7+! Sxf7 5. Se6#.

Geschichte

Die Kunst des Schachproblems blickt auf eine lange Tradition zurück - die ältesten uns bekannten sogenannten Mansuben gehen mehrere Jahrhunderte zurück. Probleme sind in allen Varianten des Schachspiels - auch im chinesischen und im japanischen Schach - beliebt und haben schon viele Schachspieler in ihren Bann gezogen.

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Problemschach als Kunst

Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Komposition von Problemen immer stärker zu einer Art Kunstform, weg vom Partieschach. Dies bedingt leider auch, dass viele Schachspieler sich nicht gerne ans Problemschach heranwagen, weil ihnen die Bilder nicht vertraut vorkommen. Häufig bekommt man daher auch zu hören, dass komponierte Schachprobleme für die Praxis wertlos und daher nicht von Interesse seien. Lassen Sie sich vom Gegenteil überzeugen! Das Problemschach ist nicht nur eine Kunst für sich, man kann auch als überzeugter Partiespieler viel davon lernen, denn beim Lösen schult man seien Blick für Kombinationen und seine schachliche Kreativität.

Hauptsächlich sind Probleme aber dazu gedacht, um Motive, die einem in keiner Partie jemals vergönnt sind, darzustellen. Denn: wie oft setzt man schon elegent seinen Gegner matt? Selten genug, und wenn man einmal im Leben ein brilliantes Damenopfer anbringt, dann gibt es hundert Vorgängerpartien, in denen dasselbe Motiv auftaucht.

Problemschach soll also in erster Linie den in der Turnierpartie oft unterrepräsentierten Bereich der Ästhetik am Schachbrett zur Geltung bringen. Ist man erst einmal in die Materie eingeführt, kommt man immer wieder ins Staunen, wieviel mit 32 Figuren auf 64 Feldern möglich ist. Werfen wir gleich einen Blick auf ein erstes Beispiel:

Julius Buchwald, 7. ehr. Erw., Die Schwalbe 1964
Matt in 4 Zügen

1. Kc7! (1.Ka8? Le4) droht 2. b8D, dagegen hat Schwarz nur: 1. ... c2 aber jetzt folgt 2. Kb8!! und gegen das folgende 3. Ka8 und 4. b8S# gibt es nichts Brauchbares mehr.

Eine Aufgabe, die zeigt, dass auch ein riesengroßer Materialvorteil nicht alles im Schach ist.

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Genres von Schachproblemen

Man unterteilt Schachprobleme gerne in verschiedene Typen, beim klassischen Mattproblem sind das Zwei-, Drei- und Mehrzüger, man unterscheidet also nach der Zugzahl. Das bedeutet allerdings nicht gleichzeitig eine Unterteilung nach Schwierigkeitsgrad, denn oftmals sind Zehnzüger nicht schwerer als so mancher Zweizüger. Durch die Zugzahl ändern sich aber zumeist die dargestellten Motive.

Neben dem klassischen Mattproblem gibt es auch noch das Selbstmatt, das Hilfsmatt, und diverse dem Märchenschach zugeordnete Varianten, auf die hier nicht nähereingegangen werden soll.

Beim Selbstmatt versucht der Weiße paradoxerweise sein eigenes Matt zu erzwingen. Zu welch köstlichen Ideen diese Forderung führen kann, sehen wir an folgendem Beispiel:

Mark Kirtley, 1. Preis, The Problemist 1986
Selbstmatt in 8 Zügen

Auch starken Schachspielern, die gewohnt sind, die Lösungen im Kopf durchzuspielen, und besonders jenen, die mit Selbstmatts nie etwas am Hut haben wollten, raten wir nur die Diagrammstellung auf einem Brett aufzubauen, die Lösung nachzuspielen und zu staunen: 1. Sb1+ Kb3 2. Dd1+ Tc2 3. Lc1 axb6 4. Ta1 b5 5. Th1 bxc4 6. Ke1 c3 7. Sg1 f3 8. Lf1 f2#.

Das Hilfsmatt beruht auf einer Kooperation der beiden Parteien. Beide arbeiten auf das Matt des schwarzen Königs hin, der Schwarze hilft also seinem eigentlichen Widerpart. Solcherlei Hilfe soll mitunter auch in Turnierpartien vorkommen, freilich lassen sich auch damit wunderhübsche Probleme komponieren:

Rolf Trautner, Die Schwalbe 1960, Nr. 443
Hilfsmatt in 7 Zügen

Bauern als Verwandlungskünstler: 1. c1S! Kg8 2. Sb3 axb3 3. g1L! b4 4. Lc5 bxc5 5. a2 c6 6. a1T! c7 7. Ta7 c8D#

Man beachte, dass bei Hilfsmatts im Allgemeinen Schwarz den ersten Zug macht und daher auch in der Notation der Lösung die Farben vertauscht sind.

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Organisation

Man möchte gar nicht glauben, wieviele Problemschachbegeisterte es weltweit gibt. Der Weltschachbund FIDE hat eine eigene Kommission für Probleme und Studien, die PCCC (Permanent Commission for Chess Compositions). Sie bringt in einem Dreijahreszyklus die sogenannten FIDE-Alben heraus, Sammlungen der besten Probleme und Studien, die von den Autoren aus aller Welt eingesandt werden können und von einer internationalen Jury ausgewählt werden. Auch Titel werden - wie im Turnierschach - an die Komponisten vergeben.

Natürlich gibt es auch Turniere - sowohl für die Komponisten als auch für die Löser von Schachproblemen. Hierbei gibt es die WCCT (World Chess Compositions Tournament), einen Länderwettkampf für Komponisten, bei dem Probleme zu bestimmten Themen aus allen Bereichen gefordert werden. Auch eine Weltmeisterschaft im Problemlösen - die WCSC (World Chess Solving Competition) findet jährlich statt.

Auch die meisten Schachzeitschriften verfügen über eigene Problemteile mit einem Löserwettbewerb, bei dem die eifrigsten und besten Problemlöser prämiert werden. In Österreich verfügt natürlich das Schach-Aktiv über einen solchen Problemteil, der zur Zeit von Wilfried Seehofer geführt wird und stets mit Problemen vom Feinsten ausgestattet ist.

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Last update: 09-02-2005